Freitag, 29. Juli 2011

Jäger und SAMMLER?

Der Fleischverzehr wird heute noch oftmals mit den Worten begründet: "Unsere Vorfahren waren Jäger und Sammler, also ist Fleisch essen was ganz normales." Doch scheinbar hat sich nicht nur der Jagdtrieb über die Evolution hinweg so stark im Bewusstsein manifestiert, sondern auch das Sammeln. War in der Steinzeit das Jagen auf Wildtiere und das Sammeln auf Beeren und Pflanzen beschränkt, scheint sich der "tierliebe" und "zivilisierte" Homo Sapiens von dem pflanzlichen Allerlei verabschiedet zu haben und sammelt stattdessen das was er früher gejagt hat. Diese Erscheinung wird dann Animal Hoarding oder zu Deutsch Tier Hortung genannt. Augenscheinlichstes Kriterium dieser Erkrankung ist die Sammlung von einer großen Anzahl an Tieren. Soweit so wenig schlimm. Erst der Mangel an Futter, Wasser, Hygiene und tierärztlicher Betreuung macht dieses Krankheitsbild so tragisch. Aus scheinbarer Tierliebe wird eine krankhafte Sammelsucht, der die Tiere nicht entkommen können.

Der Deutsche Tierschutzbund e.V gibt einige Ratschläge, wie eine Sammelsucht von Tieren frühzeitig erkannt werden kann.

1. Es werden mehr Tiere gehalten, als im durchschnittlichen Bundeshaushalt üblich. Beispielsweise mehr als drei Hunde, fünf und mehr Nager.

2. Trifft Punkt 1. zu, ist die krankhafte Sammelsucht dann gegeben, wenn der Raum für die Anzahl der Tiere zu klein ist. Dazu dienen wissenschaftliche Publikationen des Veterinäramtes.

3. Die Tierhalter zeigen keine Einsicht, dass die Anzahl der Tiere für den gebotenen Platz und die gebotene Zuwendung zu groß ist.

Damit ist klar, dass nicht das Halten von vielen Tieren eine Krankheit darstellt, sondern ein Zusammenspiel mit erbärmlichen Rahmenbedingungen für die Haltung.

Welche Ausmaße diese Krankheit annehmen kann, schildert ein Beitrag auf stern.de. Wenn in einem 12-Quadratmeter-Zimmer zwei Hunde, 133 ausgehungerte Ratten und ein totes Meerschweinchen auf exkrementverkrustetem Boden leben müssen, dann ist das nicht nur das traurige Ergebnis zu großer Tierliebe sondern auch der Alptraum jedes Tierschützers.

Das Krankheitsbild des Animal Hoarding ist die Deutschland noch wenig verbreitet und kaum anerkannt. Erst Ende der 90er Jahre in Amerika entdeckt, verbreitet sich die Erkrankung nun auch rasant in Deutschland aus. Daher informiert der Deutsche Tierschutzbund mit Amtstierärzten und Psychologen in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe alle diejenigen, die beruflich mit Tieren oder psychologischen Erkrankungen zu tun haben. Genaue Zahlen zu dieser Art von Tiersammelsucht gibt es für Deutschland nicht, doch in den USA sind es ca. 1.000 Fälle pro Jahr in Kombination mit einer in etwa genau so hohen Dunkelziffer.

Wie wichtig es ist, gegen diese Erkrankung vorzugehen zeigt ein weiteres tragisches Beispiel. Einer Mutter und ihrer Tochter musste eine Ziegenherde von 100 Tieren entzogen werden, da sich alle Tiere in einem erbärmlichen Zustand befanden. Doch auf Grund der fehlenden Betreuung befanden sich die Beiden kurze Zeit später in einem anderen Bundesland wieder mit Tierschützern auf Konfrontationskurs. Dieses Mal schockierte die Familie mit 200 Pferden und 500 Hängebauchschweinen in schlechtem Zustand.

^ted

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